Die Laster lärmen hier noch lange
Hunderte von schweren Transportern rollen täglich durch Rilchingen-Hanweiler
Die Menschen im Grenzort Rilchingen-Hanweiler leiden unter dem Schwerlastverkehr. Aber bis dort ein Brummi-Durchfahrtverbot verhängt werden darf, sind viele Hindernisse zu überwinden.
Von SZ-Redakteur
Frank Kohler
Rilchingen-Hanweiler. Konrad-Adenauer-Straße. Ein ganz normaler Werktag in Rilchingen-Hanweiler. Noch rund 200 Meter bis zur Grenze. Der Lastzug, der Richtung Frankreich fährt, ist groß, lang – und leer. Unaufhaltsam kommt er auf die schmale Asphaltnarbe zu.
Erwin Brach, 76, weiß, was passiert. Und zuckt doch zusammen, als jede der fünf Achsen über die Asphaltwulst donnert. Die leere Ladefläche wirkt wie ein Schalltrichter. Der Lärm rollt durch die Häuserreihe an der Bundesstraße 51. Kaum ist der Krach verflogen, rattert ein Pkw mit Anhänger an Erwin Brach vorbei. Ergebnis: dreifaches, nerviges Rumpeln.
Stephan Strichertz (Foto: SZ) steht neben Brach. Der Kleinblittersdorfer Bürgermeister versteht Brachs Ärger nur zu gut. Schließlich weiß der Verwaltungs-Chef, dass an dieser Stelle jeden Tag um die 10000 Fahrzeuge die Grenze passieren. Darunter sind 300 bis 400 schwere Lastzüge auf dem Weg in die Region Bitsch.
Schon vor drei Jahren starteten Orts- und Gemeinderat die Initiative, den Lkw-Transitverkehr durch Rilchingen-Hanweiler zu verbieten. Denn trotz der Umgehung Welferding auf der französischen Saarseite blieb die erhoffte Entlastung aus. Für Lastzüge Richtung Bitche ist eine Fahrt über Hanweiler 16 bis 17 Kilometer kürzer, wie Strichertz sagt.
„Die Leidtragenden sind Menschen an der B51 in unserem Ort“, stellt Ortsvorsteher Reiner Braun (Foto: leh) fest.
Dorothea Leyh gehört dazu. „Sobald die Lastwagen an unserem Haus vorbeibrausen, vibriert es in den Schränken, und selbst die Bilder an der Wand wackeln“, sagte sie im Oktober 2005 der Saarbrücker Zeitung. Und wie ist es heute, fast drei Jahre später? „Es hat sich überhaupt nichts geändert“, antwortet Leyh. „Wir wollen, dass wenigstens die Schwerlastwagen aus dem Ort verbannt werden. Wir sind entnervt“, sagt sie. Aber sie wird noch gute Nerven brauchen. Und viel Geduld. „Bevor in Rilchingen-Hanweiler ein Transitverbot für Lastwagen verhängt werden kann, muss auf der französischen Seite die Ortsumgehung Saargemünd gebaut werden. Auf der bereits heute schwer befahrenen Route de Nancy wäre noch mehr Verkehr nicht mehr zu verkraften, versicherte mir mein Kollege Celeste Lett. Dort gibt es bereits eine Bürgerinitiative, die sich gegen den Verkehrslärm wehrt“, sagt Strichertz. Und es sei nicht zulässig, das Problem mit dem Lastwagen-Transitverkehr einfach von der deutschen auf die französische Seite zu verlagern.
Ortsvorsteher Braun regt einen grenzüberschreitenden „Verkehrsgipfel“ in dieser Sache an. Beteiligte: der Ortsvorsteher, die beiden Bürgermeister, ein Vertreter des Landes und ein weiterer Entscheider auf französischer Seite. Ein drängendes Verkehrsproblem könne Saargemünd schon lösen: „Die Linksabbiegerspur auf dem Robert-Schuman-Platz muss verlängert werden, damit nicht schon bei der geringsten Überlastung dieser Spur der Verkehr bis weit in unseren Ort steht“, fordert Braun.
Bürgermeister Strichertz kann letztlich niemandem Hoffnungen auf schnelle Lösungem machen. Denn auch die von Braun angeregten deutsch-französischen Gespräche habe es bereits gegeben. Dabei sei die Leistungsfähigkeit der Linksabbiegerspur in Saargemünd zur Sprache gekommen. Versuche, dieses Problem mit einer anderen Ampelschaltung zu lösen, hätten nichts gebracht. Für eine längere Linksabbiegerspur Richtung Bitsch fehle der Platz.
Und für das Lkw-Transitverbot gebe es schon auf mehreren Kanälen Initiativen der Gemeindeverwaltung. „Wann und ob diese Anstöße zum Erfolg führen, kann ich nicht sagen. In dieser Sache einen Termin zu nennen, wäre unseriös.“